Christian Martinez
Interview
Fabian Schwarzenbach

Christian Martinez

Herr Martinez, wie kommt man auf die Idee mit Breakdancen Kunst zu machen?

Meine Inspiration dafür waren die dynamischen Spuren von den Gummisohlen, welche ich nach dem Training immer wieder am Boden beobachtet habe. Diese präzisen und wunderschönen Linien halfen mir, neue Wege zu gehen und diese Tanzkunst durch Farben an die Wand zu bringen.


Muss man besser breakdancen können oder mehr von Kunst verstehen?

Ich würde sicherlich das Tanzen als Ursprung und somit als Basis für meine Kreationen definieren. Wenn man sich jedoch in der Welt der zeitgenössischen Kunst bewegt, ist es sicher von Vorteil, wenn man die Sprache der Kunst beherrscht.


Ihre Live-Performance sieht einfach aus, ist es aber sicher nicht. Sind Sie nach der Arbeit „erledigt“ oder überwiegen die „Glücksgefühle“?

Beides. Erledigt, da ich eine „One-Man-Show“ liefere und zwischen den einzelnen Moves keine Erholungsphase habe. Im B-Boying sind die Belastungsphasen kurz, extrem und im anaeroben Bereich, sprich man ermüdet schnell.

Die Glücksgefühle am Ende einer Performance helfen mir jedoch, Müdigkeit sowie auch Aufschürfungen leichter wegzustecken. Sie motivieren mich für meine weiteren künstlerischen Prozesse.


Ihre Kleider und auch Sie sind nach einer Performance vollgekleckert. Bekommen Sie die Farbe nach einem Act wieder problemlos ab?

Bei den Kleidern spielt es keine Rolle. Im Gegenteil, meine Arbeitskleidung entwickelt sich mit der Akkumulation der Farbflecken fast zu einem eigenen Kunstobjekt. Am Körper hingegen, bekomme ich die Farbe meistens problemlos ab, da ich hauptsächlich mit Acrylfarben arbeite.


Ist B-Boying einfach nur ein anderes Wort für breakdancen oder steckt da mehr dahinter?

B-Boying ist der offizielle Begriff für diese Tanzform. „Breakdance “ ist ein Begriff, welcher die Presse erfand und publik machte. Dieser Begriff hat bis heute bei den B-Boys keine Akzeptanz gefunden und wird von ihnen sogar belächelt.


„La Furia“ ist ihr „Spitzname“. Wie kamen Sie dazu und was soll er aussagen?

„La Furia“ ist mein B-Boy Name und so wurde ich, als ich zu tanzen begann, von meinem älteren Bruder und seinen Freunden, genannt. La Furia bedeutet auf Spanisch „die Wut“ und widerspiegelt einerseits meine spanischen Wurzeln und anderseits meine Dynamik und Explosivität während ich tanze.


Was sind Ihre nächsten Projekte?

Über meine nächsten konkreten Schritte rede ich nicht gerne, solange sie nicht spruchreif sind. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass ich mich als Künstler weiter entfalten möchte und meine Kunstform „Blind Tracks“ in der nationalen und internationalen Kunstszene etablieren und bekannter machen möchte.


Wie muss man sich Weihnachten bei einem Breakdancer vorstellen?

Ich kann hier nicht für alle B-Boys sprechen - ich aber verbringe Weihnachten gerne gemütlich mit meiner Familie in der warmen Stube und vermeide Parties und Reisen. Ich bin der Meinung, dass man während des ganzen Jahres schon genügend Zeit hat, um zu feiern, reisen und zudem auch genügend Stress hat. Genau aus diesem Grunde finde ich es umso wichtiger, während der Weihnachtszeit intensiv Zeit der Familie zu widmen, zu reflektieren und sich zu besinnen auf Sachen, die wirklich zählen.
ww-magazin

"La Furia"

Christan Martinez, B-Boy, erschafft Bilder während seiner Acts. Sonst ist der Vater als Sport- und Sprachenlehrer tätig.