Patrick Stalder
Interview
Fabian Schwarzenbach

Patrick Stalder

Wir sitzen hier im L’Unique, der Rock-Bar schlechthin. Wieso haben Sie sie als Geschäftsführer übernommen?


(lacht) Grundsätzlich bin ich nicht rocklos aufgewachsen, war aber auch nicht angefressen. Ich höre breitgefächert Musik, es kommt auf die Lieder an. Es hat mehr mit der Beziehung zu Andy Ibach (Besitzer des L’Unique, die Red.) zu tun. Als Veranstalter von Events bin ich mit ihm in Kontakt gekommen. Anfangs 2018 wurde die L’Unique-Foundation initiiert und da bin ich angefragt worden. Ich habe nach Gesprächen mit meinen Vorgängern und den Stiftungsräten ein Konzept entwickelt. Ich wollte Veränderungen nach meinem Gusto – das Konzept hat überzeugt: Am 1. Oktober hatte ich meinen ersten Arbeitstag, am 1. November kam das Team dazu und am 9. November haben wir eröffnet.


Was war oder ist die grösste Herausforderung?


Ich habe keinen gastronomischen Hintergrund, da ich bisher Events operativ koordiniert habe. So habe ich mir Kompetenz ins Team geholt. Der Service läuft, das Essen ist gut und die Abläufe stimmen. Jetzt müssen wir den Betrieb verbessern und effizienter arbeiten. Das dürfen die Mitarbeitenden mitgestalten, was Zeit frisst, vor allem vor und nach dem eigentlichen Arbeitstag. Mir ist aber die Nachhaltigkeit wichtig und das benötigt Geduld.


Was reizt Sie am Rock’n’Roll?


Es hat etwas Anarchisches und freien Spielraum. Wir lassen jeden Abend Musik laufen und ich stelle fest, wie facettenreich Rock’n’Roll ist. Hier verbinden wir Gastronomie und Rock’n’Roll, wir kreieren ein Erlebnis – das ist mein Job.


Der Rock’n’Roll ist weit weg von Ihrer Passion als Tambour?


Ja, das ist so, da prallen Welten aufeinander. Aber in der Vorfasnachtszeit erwacht die Fasnacht, da passiert etwas, daher findet bei uns das „Fasnachtshaus“ statt. Aber der USP bleibt der Rock’n’Roll, was aber anderes nicht ausschliesst! So planen wir Eventabende, an denen wir für eine Stunde bewusst aus dem Rock’n’Roll ausbrechen.


A propos: Wie kamen Sie auf die Idee eine Vorfasnachtsveranstaltung zu organisieren?


Ich habe in der RS um die Zeit zu vertreiben den Trommelmarsch „L’Unique“ geschrieben. Michael Robertson hat die Pfeifferstimme dazu komponiert und wir haben den Marsch mit den „Naarebaschi“ am Drummeli aufgeführt. Nun habe ich Freunde angefragt, ob wir ihn nochmals aufführen können. Doch nur ein Marsch zu spielen, war uns zu wenig. Da haben wir immer weiter überlegt, bis wir ein abendfüllendes Programm hatten.


Was darf das Publikum erwarten?


Eine „Wundergugge“! Die Leute wissen, es wird gut! (schmunzelt) Es gibt tolle Fasnachtsmusik und wir thematisieren die Fasnacht an sich, wir versuchen die Leute daran zu erinnern, wie man sich beispielsweise an einem Bummelsonntag benimmt (schmunzelt). 2019 wird ein musikalischer Jahrgang, aber ohne „Gugge“. Als Gast ist man mittendrin und trägt das Risiko nicht zu wissen, was kommen wird. Es ist ein bisschen „Stubete“ und ein bisschen „Lauf-Geisterbahn“ mit einem 3-Gänge-Menue. Es passiert auch einmal nichts, damit die Gäste miteinander reden können.


Gehen Sie als ehemaliger Projektmanager noch ans Tattoo?


Ich weiss es nicht, das Bauchgefühl sagt nein, weil die fünfeinhalb Jahre eine intensive Zeit waren. Aber das Tattoo ist natürlich etwas Tolles! Trotzdem war es ein bewusster Schritt etwas anderes zu machen.


Sie sind ja ein eingefleischter Kleinbasler. Gehen Sie nur zur Arbeit ins Grossbasel?


Nein! Ich bewege mich ganz normal in dieser Stadt. Lustigerweise war das ein Aufhänger für die Medien. Mir war diese Schubladisierung überhaupt nicht bewusst. Ich bin gerne im Kleinbasel, meine Wurzeln sind dort, ich bin dort geboren und aufgewachsen. Ich könnte aber auch woanders leben. Es gibt keine Grenze, die mich stört. Ich finde das Kleinbasel multikulturell sehr bereichernd und es fasziniert mich. Man hat alles, was man braucht. Ich habe es gerne, trotzdem überquere ich die Mittlere Brücke ohne schlechtes Gewissen (schmunzelt).


Zum Schluss müssen wir Sie noch auf das berühmte Gemälde vis-à-vis ansprechen. Sorgen Sie auch für deren Instandhaltung?


Ja, es benötigt Instandhaltung, es bröckelt unten ein bisschen. Es laufen Abklärungen, was wir genau machen werden. Wir planen aber keine Erweiterung. Lustig ist, dass die Stadt mittlerweile Werbung mit dem Bild macht und Stadtführungen hier halten. Ich bin allerdings auch schon rausgerannt und habe eine Stadtführung berichtigt, weil sie etwas Falsches über das Bild gesagt haben. Insgesamt ist es schöner für die Besucher, wenn sie das Bild statt einer grauen Wand ansehen können. Wir müssen nun noch vermehrt das L’Unique mit dem Bild verbinden. Allenfalls organisieren wir einen Event dazu.
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Patrick Stalder

Nach über fünf Jahren Project Manager beim "Basel Tattoo" wagte er einen Neubeginn. Patrick Stalder übernahm letzten November das L'Unique als Geschäftsführer. Ihn reize das "Kreieren und Inszenieren spezieller Momente", sagte er gegenüber dem Who is Who Basel 2019. Stalder ist ein ausgezeichneter Tambour. Er war auch Mitglied des "Top Secret Drum Corps".